
Geburtshilfe und Geburtsbegleitung
Aktuelle Situation in Österreich
Ich möchte diesen Blog-Beitrag einem sehr aktuellen Thema widmen, nämlich der aktuellen Situation unserer Geburtshilfe und -begleitung.
Der Fall Margarete Wana
Ich vermute, dass viele von euch vom Fall der Hausgeburtshebamme Margarete Wana schon in den Medien gehört haben. Mir ist es ein großes Anliegen, Margaretes persönliche Stellungnahmen dazu auch mit euch zu teilen.
Sie hat sowohl ein Gespräch mit der Mutter des verstorbenen Kindes in ihrem Podcast geführt, als auch Stellung zur aktuellen Gerichtsverhandlung genommen. Wer sich gerne näher damit beschäftigen möchte, findet die beiden Links dazu hier:
Zuhause geboren – Podcast von Margarete Wana
TV-Beitrag: Hebamme nimmt Stellung
Das Thema Frauenrechte
Es geht bei diesem Fall und in dieser Verhandlung nämlich noch um vielmehr als das Thema Hausgeburt. Es geht auch um unser Recht als Frauen, den Geburtsort und unser Geburtsteam selbst bestimmen zu dürfen. Dieses Recht ist außerdem in der europäischen Menschenrechtsordnung (Artikel 8) festgelegt.
Aktuell gibt es nämlich viele Entwicklungen, die sich in eine andere Richtung bewegen bzw schon bewegt haben. In Wien z.B. sind Schwangere schon seit mehrern Jahren damit konfrontiert, dass sie ihr Spital nicht mehr frei auswählen dürfen, sondern zugeteilt werden.
Jedes Spital hat andere Angebote bzw. eine andere Einstellung zu Geburten und Geburtsbegleitungen. Möchte frau z.B. ihre eigene Wahlhebamme oder Doula zur Geburt mitnehmen, ist das nur bei manchen Spitälern, wenn überhaupt, möglich. So ist es letzten Glück bzw. abhängig vom Wohnort, ob man genau in dieses “Wunschspital” gehen darf.
Ein-Begleitpersonen-Regelung im Krankenhaus
Außerdem sind wir seit der Corona-Epidemie wieder mit der sogenannten Ein-Begleitpersonen-Regelung in den Krankenhäusern konfrontiert. Viele Frauen erleben traumatische Geburten im Krankenhaus, bei denen sie entweder lange Zeit alleine mit ihren Schmerzen gelassen wurden oder verbale bzw. körperliche Gewalt erfahren mussten. Der Wunsch, die nächste Geburt als schönes Ereignis zu erleben, führt viele einerseits zur Hausgeburt oder ins Geburtshaus bzw. zu uns Doulas.
Es gibt mittlerweile schon unzählige Studien – u.a. von der WHO, der International Childbirth Initiative, dem Cochrane Report u.v.m. – in denen die Vorteile einer Doula-Begleitung bzw. einer kontinuierlichen, frei gewählten Begleitung während der Geburt unterstrichen werden. Hervorgehoben wird auch, dass die postitiven Effekte höher sind, wenn die Begleitperson nicht dem Fachpersonal der Gesundheitseinrichtung angehört.
Zu diesen positiven Effekten zählen u.a. eine “erhöhte Patientenzufriedenheit und eine statistisch signifikante Verringerung der Kaiserschnitt-Rate” (Zitat: ACOG – The American College of Obstetricians and Gynecologists, 3/2014).
Mehr zu den unterschiedlichen Studienergebnissen erfährst du hier–>
Trotz dieser Studienlage und der klaren Empfehlung, eine zweite, geburtserfahrene Begleitperson zusätzlich zum Partner/zur Partnerin mit in den Kreissaal zu lassen, weigern sich die meisten Spitäler aktuell, diese Studienlage und unsere Rechte während der Geburt anzuerkennen.
Das führt dazu, dass Frauen, die sich kein Privatspital oder eine Wahlhebamme leisten können und wieder ins Krankenhaus gehen möchten, der erneuten Gefahr einer Retraumatisierung ausgesetzt sind. Leider erleben wir Doulas solche Situationen noch immer Tag für Tag bzw. begleiten Frauen, die uns davon erzählen.

Was kannst du tun?
Vermutlich fragst du dich jetzt, was du denn überhaupt als einzelne tun kanst, um etwas Größeres zu bewirken.
Der Weg ist kein leichter und braucht auf alle Fälle Zeit UND die Zusammenarbeit von vielen Menschen.
Noch immer passiert es zu häufig, dass verwandte Berufsgruppen, die in der Geburtshilfe und -begleitung beschäftigt sind, gegeneinander statt miteinander arbeiten. So kämpfen Hebammen gegen Hebammen, Hebammen gegen Doulas, Doulas gegen Doulas, Hebammen gegen Stillberaterinnen usw.. Wir werden aber nichts verändern können, wenn wir mit diesem Kampf in den eigenen Rängen beschäftigt sind. Es braucht ganz dringend gemeinsame Gespräche, um unsere Kräfte zu bündeln und eine positive Entwicklung für die Frauen und ihre Kinder sowie für uns alle, die wir in diesem Bereich arbeiten, zu bewirken!
Wir werden uns in unserer dritten und vierten Podcast-Folge, die beide voraussichtlich im März erscheinen werden, detaillierter mit diesem Thema befassen. Hör gerne rein und hinterlass uns deine Gedanken als Kommentare dazu!
Hier geht’s zu unserem Doula-Schnack Podcast–>